KlassikAuto Berlin

Geschichten aus einer Oldtimergarage und dem historischen Motorsport



Blut, Schweiß und Tränen -
Kapitel 2: Die Lackierung,
»Neues Make up für die alte Dame«

von M.Pohle am 1. Januar 2013

Sie hat sich fein gemacht! Zum schönen Blechkleid trägt die Dame ein neues Make up. Die Farben ihrer Kosmetik haben klangvolle Namen: Schadow Green, Rush Green und Mat-Black. Die Farbtöne harmonieren perfekt, der neue Lack ist makellos. Kein Staubkorn stört die »Schminke«. Das Visagisten-Team hat gute Arbeit geleistet, auch wenn der Termin im Schönheitssalon etwas länger dauerte.

Der neue Lack ist drauf, ...endlich!

Die aufwendig konstruierte Pontonkarosserie meines Rover P4 100 trägt vermutlich seinen Anteil am Spitznamen »Tantchen«. Schon zu Produktionszeiten galt die Bauart der alten Dame als veraltet. Schließlich rollten anderen Ortes bereits selbsttragende Karosserien von den Produktionsbändern der Automobilhersteller. So gerät die Neulackierung einer restaurierten Rover P4-Blechhaut durch die Menge an Karosserienebenteilen nicht nur zu einer zeitraubenden Angelegenheit, die Kosten können ohne eigenen Beitrag bei den Vorarbeiten auch schnell einen fünfstelligen Betrag erreichen.
Eine gerichtete Rohkarosse, 2 Hauben, 4 Türen und 30 (!)  neu zu lackierende Nebenteile an meiner »Auntie« führten zu der Erkenntnis: Selbst ist der Mann, wenn es um die Vorbereitung geht.

Ich habe mich auch dieser Aufgabe persönlich gestellt. Schließlich sollte die neue Lackierung nicht nur qualitativ zum hochwertig restaurierten Blechkleid passen, die finanziellen Belastungen mussten sich mit dem Inhalt meiner Geldbörse vertragen.

Generalprobe für die Hochzeit

Vormontierter, epoxydgrundierter Kotflügel und Anbauteile vor der Weiterbearbeitung

Die Schweißarbeiten an meiner Auntie waren abgeschlossen, die Karosserie  von ihren alten Farbschichten befreit. Nach einer intensiven Reinigung des blanken Bleches grundierte ich die Karosserie, Türen und Hauben mit einer ersten Schicht Epoxydgrundierung. Diese gewährleistet einen guten Korrosionsschutz und dient als Basis für die weiteren Arbeitsschritte. Der 2K-Epoxydfiller der Firma Standox entwickelte sich über die Jahre zu meinem persönlichen Favoriten.

Nach mehrtägiger Trocknungs- und Aushärtezeit schliff ich die grundierte Rohkarosse und ihre Nebenteile mit 180er gekörnten Schleifpapier trocken an. Anschließend spachtelte ich die Karosserie. Wochenlang wiederholte sich dieser Prozess: Schleifen, spachteln, reinigen,  grundieren,  trockenschleifen – bis sich die Haut von den Fingerkuppen löste. Nachdem endlich alle kleineren Unebenheiten beseitigt waren, spritzte ich eine dicke Schicht Acrylfüller auf die bearbeiteten Karosserieteile. Dies füllte kleinere Poren und Schleifriefen auf. Nach einem erneuten Trockenschliff mit 240er Körnung, füllerte ich eine letzte dünne Acrylgrundschicht als Grundlage für den neuen Lack. Der abschließende Nassschliff mit 800er Körnung bildete schließlich die Basis für den Farbauftrag in der Lackiererei.

Viele kleine Details, viel Arbeit

Zuvor jedoch lackierte ich eigenhändig einige Bereiche der nun gründlich vorbereiteten Karosserie. Die Radhäuser verlangten nach dunkelgrünen, der Innenraum nach olivfarbenem Farbauftrag. Unterboden, Trittbretter, Spritzwand sowie kleinere Partien im Kofferraum erscheinen in mattiertem Schwarz. Oftmals klebte ich einen ganzen Arbeitstag die vorbehandelte Rohkarosse sorgfältig ab – damit die glatten Oberflächen der äußeren Blechhaut vor Farbnebel geschützt werden -  um anschließend in recht kurzer Zeit den ausgewählten Teilbereich im passenden Farbton zu lackieren. Am Ende der erledigten Arbeit läpperten sich 85 (!) Stunden für das Abkleben zusammen, nur einen geringen Bruchteil an Zeit schwang ich tatsächlich die Lackierpistole in meinen Händen. Zusätzlich verhalf ich zwischenzeitlich Unmengen an Klein- und Nebenteilen – zum Beispiel Kühlertraverse, Haltewinkel – zu neuem Glanz. Nun stand dem Transport in den Fachbetrieb meines Vertrauens nichts mehr im Wege.

Wenn schon, denn schon: Markengerechtes Transportfahrzeug

Antonio D´Aurelio, mein langjähriger, italienische und lackierender Weggefährte in der Oldtimerszene, ermöglichte es mir freundlicherweise ihn bei der Arbeit in seinem Fachbetrieb zu unterstützen. Gemeinsam nahmen wir uns der Außenflächen, Türen und Hauben von »Auntie« an.  Ich bewerkstelligte die Abklebearbeiten und stellte sicher, dass die Trennlinien der unterschiedlichen Farbtöne der Dreifarbenlackierung ordnungsgemäß verliefen, Antonio sorgte anschließend mit seinen virtuosen Händen für den glänzenden Farbauftrag. Das Ergebnis ließ sich sehen!
Sechs Wochen und eine Zwischenlagerung in meiner Werkstatt später, transportierte ich die Karosserie und Nebenteile ein weiteres Mal in die Autolackiererei. Abschließend beseitigte Antonio kleinere Fehler und schliff den neuen, inzwischen ausgehärteten, Lack mit 2500 gekörnten Schleifpapier nass an, um ihn schließlich mit speziellen Polituren wieder auf spiegelnden Hochglanz zu polieren.

Das Glanzstück ist vollbracht. Helles Oliv betont nun die schlanke Linie der alten Dame, dunkles Grün unterstreicht ihre Eleganz. Das mattierte Schwarz hebt glänzenden Zierrat und Anbauteile hervor.

Fortsetzung folgt…

Die Lackierung: Eine Mixtur aus feinfühliger Hände Arbeit und dem notwendigen Fachwissen um die chemischen Zutaten

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