KlassikAuto Berlin

Geschichten aus einer Oldtimergarage und dem historischen Motorsport



Historic GP Austria 2022 –
wenn das Murtal ruft…

von M.Pohle am 22. Juni 2022

Wenn sich außergewöhnliche Rennwagen vor malerisch alpiner Kulisse präsentieren und sich das infernalische Brüllen ikonischer Cosworth Motoren an den Hängen der Bergeinschnitte bricht, kann die Einladung zum Besuch eines Motorsportevent verlockender nicht sein.

Am zweiten Wochenende im Juni feierte der Historic Grand Prix Austria im österreichischen Spielberg seine erfolgreiche Premiere. Mehr als 8000 Motorsportfans wurden Zeugen packender Kopf-an-Kopf Rennen historischer Formel 1 Boliden, spannenden Duellen zwischen Jaguar E-Type, Shelby Cobra Daytona und Ferrari 250 sowie harten, aber fairen Wettkämpfen postmoderner Prototypen aus der Masters Endurance Legends Rennserie auf dem Red Bull Ring.
 

KlassikAuto konnte der Verlockung nicht widerstehen und machte sich mit der Kamera im Gepäck auf den Weg …

Die Uraufführung des historischen Grand Prix auf der Formel 1 Rennstrecke in der Steiermark zog die Fans vom ersten Starten der Motoren in seinen Bann. Begeistert verfolgten die Liebhaber des historischen Motorsports auf der gut besetzen Tribüne am Ende der langen Zielgraden die beherzten Brems- und Einlenkmanöver der Rennpiloten vor und in der Niki Lauda Kurve. Und wurden von der fantastischen Klangentfaltung tausender PS-Stärken der Rennboliden verführt, die sich ihren Weg durch das Murtal bahnte.

Ein Spaziergang zur mittäglichen Ruhezeit durch die Boxengasse ließ abwechslungsreich auf den Spuren der Motorsportgeschichte wandeln. Aufsehenerregende Rennwagen wie der legendäre Ferrari 156 mit Sharknose-Design oder der außergewöhnliche sechsrädrige Tyrrell P34 konnten aus nächster Nähe bestaunt werden. Magischer Anziehungspunkt beim Pitlane Walk war der legendäre Formel 1 – und Ferrari Werksfahrer Arturo Merzario, der unermüdlich Autogramme schrieb. Zu den ganz Glücklichen jedoch gehörte, wer selbst einmal hinter dem Lenkrad eines der Rennboliden Platz nehmen durfte – so geschehen im offenen Fahrerlager. Die Einladung hinter dem Lenkrad eines Ferrari GT 250 Lusso für ein Erinnerungsfoto mit seinem Vater Platz zu nehmen, wird einem kleinen Nachwuchsfans vermutlich ein unvergesslicher Moment bleiben.

Aber auch auf der einladenden Terrasse der Bulls Lane Lounge erhielt man den perfekten Blickwinkel auf das Geschehen. Entspannt ließen sich das rege Treiben in der Boxengassse und die bühnengerechten Zwischenstopps und Fahrerwechsel während der Rennen mit einem Aparol Spritz oder einem „Verlängerten” in der Hand aus luftiger Höhe beobachten.

Für die ein oder andere musikalische Untermalung in der Boxengasse sorgte das Team von Britec Motorsport. Befeuert vom volltönenden Rhythmus der Musik bereitete die Crew um Chefmechaniker Mark Hillier wieder einmal die Sammlung klassischer Lotus Formel 1 Boliden aus dem Hause Chrome Cars perfekt vor. Das Trio mit Marco Werner, Nick Padmore und Michael Lyons erstürmte auf dem Red Bull Ring mit ihren schwarzen Lotus Ikonen drei der sechs möglichen Podiumsplätze in den Masters Racing Legends Races, den Höhepunkten der Rennen am Wochenende.

Spektakuläre Zweikämpfe zwischen Steve Hartley und Michael Lyons bestimmten beide Rennläufe. Der Brite Hartley, im Marlboro-Design bemalten McLaren MP4/1, belohnte seinen Kampf gegen die Dominanz der Lotus schließlich mit einen zweiten Platz im ersten Rennen um anschließend im folgenden Rennen mit Lyons den Podiumsplatz zu tauschen und das Siegertreppchen zu erklimmen.

Der US- Amerikaner Jonathan Holzmann pilotierte die Replica des revolutionären sechrädrigen Tyrrell P34 über den Rundkurs. Mit seiner eindrucksvollen Demonstration im Umgang mit dieser Kuriosität, die als Blickfang im Starterfeld herausstach, wandelte er erfolgreich in den Fußstapfen von Jody Scheckter, Patrick Depaillier und Ronnie Peterson aus den 1970iger Jahren. Schließlich beförderte dieser besondere Rennwagen in nur dreißig Einsätzen seine Piloten vierzehn Mal auf das Podium. Am Ende des Wochenendes zierte auch in Österreich eine silberglänzende Trophäe den Heckflügel des Tyrrells.

Ebenso flott unterwegs war Lokalmator Arthur Bruckner. Souverän meisterte der Österreicher mit seinem weißen Arrows A6 die Scheitelpunkte von Remus, Schlossgold, Rauch – und Würthkurve auf dem heimischen Grand Prix Kurs.

Der Startschuss ist geglückt. Bei strahlend blauem Himmel badeten Anhänger des historischen Motorsports und außergewöhnliche Rennwagen gemeinsam auf dem Red Bull Ring in der Sonne. Die Vielzahl der Rennserien aus der Masters Historic Racing Organisation, der Lurany Trophy, Formel Vau und Formel 1 aus der Ära vor 1965, sowie ein hautnah erlebbares Rahmenprogramm sorgten für genussreiche Kurzweil. Für jeden Fan war das Passende dabei. Die überaus gelungene Premiere verspricht viel Verheißung für die bereits geplante Fortsetzung im nächsten Jahr. KlassikAuto jedenfalls hat den Historic Grand Prix Austria für das kommende Jahr schon jetzt im Blick…

{ 3 Kommentare… lesen Sie unten oder schreiben Sie selbst einen }

Andreas Juli 4, 2022 um 21:17

Hallo Michael, ein rundum gelungener Bericht vom historischen Motorsport im wunderschönen Österreich. Natürlich untermalt von excelenten Schnappschüssen des ambitionierten Fotografen.
Am Besten gefällt mir der Tyrell P34 auch “Six-Wheeler” genannt. Die
vier speziell angefertigten und gelenkten 10-Zoll Vorderreifen sollten den Luftwiderstand des Wagens reduzieren. Da kleinere Reifen jedoch eine geringere Bodenhaftung bedeuteten, wurden vier Reifen verwendet, um dieses auszugleichen.
Schon bemerkenswert was sich die Konstrukteure/Ingenieure so alles haben einfallen lassen.
VG Andreas

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Matthias Juli 11, 2022 um 12:50

Michael, wie immer schöne Fotos und ein passender Text. Da fühlt man sich wie im Cockpit festgezurrt und riecht das wabernde Benzin-Methanolgemisch. Jetzt fehlen nur noch die 120 dB der sägenden Boliden auf den Gehörgang. VG Matthias

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Bernd Juli 24, 2022 um 15:19

Hi Micha,
super Fotos – total professionell
Weiter so,
liebe Grüsse

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