KlassikAuto Berlin

Geschichten aus einer Oldtimergarage und dem historischen Motorsport



Der schottische Patient

von M.Pohle am 7. Januar 2012

Wenn ich auf eine Gartenparty eingeladen werde, bin ich auf saftige Steaks, kühle Biere und nette Gespräche eingestellt. Aber letztes Mal war es anders. Unerwartet wurde ich mit den Problemen einer Oldtimer-Rarität konfrontiert.
»Schier unfahrbar«, bemerkte der Besitzer eines seltenen Alvis TD 21, nachdem er gezielt auf mich zukam. Nach dem Kauf in Kilmartin, Schottland, und seiner Überführung vom schottischen Hochland nach Berlin, lies der »edle Brite« jegliche Motorlaufkultur vermissen. Der langhubige 3-Liter  Motor krankte unter Startproblemen, schlechter Gasannahme, fehlender Leistung und thermischen Problemen des Kühlsystems. Einige Oldtimerfach- und Nichtfachwerkstätten hatten sich der Probleme des schottischen Patienten zuvor bereits angenommen. Mit erfolglosem Ergebnis. Zeit für den Doktor von KlassikAuto, Herz und Nieren des Patienten gründlich zu untersuchen.

Störquelle »Zündfunkenwerk«

Wie zum Beweis der Behauptung, dass das Gefährt unfahrbar sei, quittierte die Benzinpumpe zu Beginn der Überführung in die Werkstatt ihren Dienst. Heftige Fehlzündungen und Feuerstöße aus dem rechten Auspuffrohr untermauerten zudem die Unwilligkeit des Motors.
Der Symptomenkomplex des Patienten war schnell diagnostiziert. Der Alvis litt unter: 40° statischer Vorzündung, Außerbetriebnahme der dynamischen Zündwinkelverstellung und Schmutz im Düsenstock in einem der beiden SU-Vergaser. Eine Magermixeinstellung der Vergaser mit gänzlich fehlendem Abgasvolumenwert lies die Fieberkurve schließlich emporsteigen. Folge: Hitzekollaps im Kühlsystem des Motors vorprogrammiert (Hitzewallungen in der Gemütslage des Fahrers inbegriffen).
Alle Fehler waren schnell beseitigt. Es wurde kein einziges Ersatzteil dafür benötigt; sorgfältige Analytik war der Schlüssel zum Erfolg.

»The undriveable Alvis« ist nun wieder fahrbar. Entspannt kann sich der Besitzer auf seinen Ausfahrten in das  schwere Lederpolster zurückfallen lassen. Warum die Ansammlung leicht feststellbarer Fehlerquellen von den Werkstätten zuvor nicht behoben werden konnte, ist mir bis heute unerschlossen geblieben.

{ 1 Kommentar… lesen Sie unten oder schreiben Sie selbst einen }

mikele August 7, 2012 um 20:01

Hallo Micha
Solche Dinge können andere auch. Mein Motor war ein Leerlaufweltmeister!
Nur kenne ich die Leistung eines Beta Motors aus vielen Jahren.
Ergebnis nach langer Suche war ein total falsch eingestellter Zündzeitpunkt. Wer
kommt schon auf die Idee, das ein Lancia Meister unfähig ist , das korrekt einzustellen.
Statt 10°Grad früh waren es 10° Grad spät. Sachen gibts …

Gruss aus München
vom Lancia Fan

Mikele

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