KlassikAuto Berlin

Geschichten aus einer Oldtimergarage und dem historischen Motorsport



Nix gegen Peugeot!

von Sir Henry am 14. Februar 2016

Foto: B.Mayer/Fahrzeugbilder.de

Vorsicht: Öffnen will gelernt sein!

Draußen ist dunkle Februarnacht – ein sanft-schummriges Licht beleuchtet die Szene. Liebevoll streicht Chef mit seinen Fingerspitzen über die verchromten Rundungen, fachkundig gleitet sein Blick über Bauteile und Mechanik. Nun soll es also wirklich losgehen mit dem Peugeot.

Mein Chef und Frauchen drücken sich in die bequemen Polster. Meine Wenigkeit drapiert sich auf Frauchens Schoß; eine Gunst, die mir nur zu wenigen Anlässen vergönnt ist.
Ganz langsam, in Zeitlupentempo bringt Chef den Peugeot auf Touren.

»Geht gut, oder?«, fragt Frauchen vorsichtig mit leiser Stimme.
»Mhmm, sehr leichtgängig und geschmeidig«, murmelt Chef versunken.
Frauchen lächelt stolz. Immerhin war es ganz allein ihre Idee, ihm zum Valentinstag mit dem Peugeot eine Freude zu machen.
Andächtig schaue ich mit aufgestellten Ohren und weit geöffneten Augen dem Chef bei seinem Wirken zu: wie er da mit konzentrierter Miene kurbelt und hantiert; und wie er da bei jedem kleinen Geräusch kritisch aufhorcht und für einen winzigen Moment innezuhalten scheint.
»Soll ich mal?«, fragt Frauchen und will forsch zu einem der Hebel greifen.
»F-i-n-g-e-r  weg!«, warnt Chef eindringlich.
»Aber ich mach doch nichts kaputt, Schaaatz…«.
»Kann man’s wissen?«.
»Püh!«.

Immer mehr bringt Chef den Peugeot auf Touren. Frauchen und meine Wenigkeit sehen ehrfürchtig zu, wie er den Peugeot schon nach so kurzer Zeit perfekt zu beherrschen weiß. Routiniert greift Chef zu den Hebeln und… Plopp macht es da plötzlich! Alles steht jäh still. Frauchen sagt kein Wort. Ich hebe mit einem Fiepen den Kopf. Über das Gesicht vom Chef  huscht aber ein süffisantes Lächeln. Das Ergebnis der Kurbelei ist nicht zu leugnen.

Chef hat mit seinem niegelnagelneuen Peugeot-Korkenzieher einen 2010er Chianti Classico Riserva Il Poggiale aus Sangiovese fachmännisch entkorkt. So souverän, als hätte er nie was anderes gemacht.
An Flasche und Korken will ich doch schnell mal schnuppern, verlasse flink Frauchens Schoß und springe eilig herbei. »Heinrich, Pfoten weg von fremden Flaschen!«. Henry, ich heiße H-E-N-R-Y.

Was nun folgt ist das übliche Ritual: ein wänziges Schlöckchen in sein Glas, probieren, beide Gläser füllen, Anstoßen, Küsschen, Prost – und so weiter, bis sich die Flasche das imaginäre Etikett verdient hat , das von einer vorzüglichen Qualität des gewesenen Inhalts spricht: »Ausgetrunken«.
»Tolles Teil«, meint Chef ganz versonnen am Ende der Flasche, stolz den Peugeot betrachtend, »manche Firmen wären definitiv wohl besser bei Haushaltsgeräten geblieben – Peugeot bei Korkenziehern und Opel bei Nähmaschinen«. In vino veritas.

God save Sir Henry and the Queen.

{ 2 Kommentare }

Hajo Februar 20, 2016 um 16:30

Ich liebe Peugeot, könnte mein erster sein….

st.-foto Berlin Februar 20, 2016 um 21:02

Tja Henry, wie sollst du klar machen, dass es kompliziert ist, wenn ein französisches Präzisionsgerät in einem Berliner Haushalt eine Flasche italienischen Weins entkorkt. “Shocking” oder “very british”? Anyway, very well observed and put into a lovely story.

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